oder warum Neugier zu „Schlamm“näpfchen führen können
Teil 1
Auf Erkundungstour im „Oberen Mittelrheintal”, vom Mittelrhein-Klettersteig in Boppard über den Saar-Hunsrück-Steig / Welterbesteig zum Trekkingplatz nach Bad Salzig
In Vorbereitung für unser Trekkingwochenende im oberen Mittelrheinsteig (Lagerfeuer. Biwakieren. Klettersteig). Hier geht es zur Anmeldung »
Ein Beitrag von mei_pix

Wer kennt es nicht? Gedanklich schon im Ziel, der letzte Anstieg des Tages wartet und man setzt einen Fuß vor den Anderen bis zur nächsten Kurve. Den Aussichtspunkt schon in Sicht, aber der Weg schlängelt sich Kurve um Kurve. So ähnlich erging es uns am letzten Wanderwochenende. Ladventure.de war für euch auf Entdeckungstour von Boppard bis nach Bad Salzig, vom Mittelrhein-Klettersteig hinauf und über den Welterbesteig nach Bad Salzig zur VVV-Grillhütte, wo künftig ein Trekkingplatz für Wanderbegeisterte entstehen wird.
Der Mittelrhein-Klettersteig in Boppard am Rhein

Der Klettersteig ist abwechslungs- und vor allem eins, sehr aussichtsreich. Kaum ging es zum Zuweg des Steiges unterhalb der Sesselbahn Boppard, kam auch schon die erste Herausforderung. Die ersten Steigelemente ließen nicht lange auf sich warten. Der Steig ist für Jederfrau geeignet, die sich sicher an Fels und Bügel wohl fühlt. Trittsicherheit und Schwindelfreiheit für den Klettersteig sind Voraussetzung. Wer keine passende Ausrüstung hat, kann sich ein Klettersteig-Set gegen eine kleine Gebühr an der ARAL-Tankstelle, welche an der Hauptstraße unterhalb des Klettersteiges liegt, ausleihen.






Mit hoher Konzentration ging es über die erste Leiter hinab. Mit dem Rhein im Rücken merkten wir sobald, was uns alles spannendes erwarten wird. Die Kletter-Wege am Schieferfelsen wechselten sich zwischen Leitern und Steigbügeln am Schieferfels immer wieder ab, und einige Wanderweg-Passagen reihten sich mit ein. Der alternative Klettersteig-Wanderweg führt parallel am Hang entlang und bietet für diejenigen eine Ausweichmöglichkeit, die eine Kletterstelle umgehen wollen. Nachdem der erste Teil des Weges nach einigen „Up and Downs“ hinter uns lag, luden immer wieder der Blick auf Boppard und die Rheinschleife mit dem Örtchen Filsen auf der anderen Seite zum staunen ein.
Die Rheinschleife, der Wein und der Rheinsteig

Die Rheinschleife, die größte Schleife zwischen den Alpen und der Nordsee, umfasst auch den Bopparder Hamm. Am Bopparder Hamm wird am Steilhang, der eine Neigung bis über 80% hat, der Weinanbau überwiegend in Handarbeit betrieben. Es wird vermutet, dass schon die Römer hier im 4. Jahrhundert den Wein anbauten. Der Rhein ist sehr bekannt für seine vielen Weinregionen. Ein letzter Blick schweift auf die andere Rheinseite, wo sich zugleich der Rheinsteig (ebenfalls alpiner Charakter) befindet. Unsere Wanderwoman Franzisca hat übrigens letztes Jahr den Rheinsteig biwakierend abgeschlossen (Hierzu mehr).

Unser Weg führte uns weiter durch die Rheinhänge mit vielen fantastischen Ausblicken, bevor sich die letzte größere Kletterpassage über Bügel, Klammern und Stahlseil an der Schieferwand vor uns auftat. Die letzten 40 Höhenmeter wurden gemeistert, sodass anschließend der restliche Weg an weiteren Rastmöglichkeiten vorbei führte. Nachdem wir zum Schluss den Knorreichenwald durchquerten, ergab sich der Endpunkt des Mittelrhein-Klettersteiges offiziell an der Engelseiche.
Den Weg fortführend kamen wir an den Aussichtspunkten Vierseenblick und GedeonsEck vorbei. Wenn man auf der Terrasse am Gasthaus Vierseenblick steht, erschließt sich nach kurzer Zeit, wie dieser zu seinem Namen kam. Die Berglandschaft schmiegt sich harmonisch so in die Landschaft, dass diese aus der Perspektive heraus sich in 4 Seen teilt.
Nach ca. 336 Höhenmetern erwartete uns parallel zur Bergstation der Sesselbahn Boppard der Abstieg über den breiten und ausgetretenen Felsenweg hinab nach Boppard.
Weiter über den Welterbe- und Saar-Hunsrück-Steig

Und weil wir von der tollen Umgebung nicht genug bekommen konnten, fügte sich unser Weg gleich dem Nächsten an. Es ging über den Welterbesteig hinauf durch das Kalmuttal. Unser Wanderweg hatte viele Gesichter und Wanderzeichen. Wir kreuzten und liefen gleichzeitig auf der Traumschleife „Elfenlay“ und dem RheinBurgenweg.
Der RheinBurgenweg
Der RheinBurgenweg ist einer der vielen Fernwanderwege und verläuft in 13 Etappen linksrheinisch im Welterbe Oberes Mittelrheintal von Bingen über Koblenz bis zum Rolandsbogen in Remagen. Gegenüberliegend, wie oben erwähnt, zeigt sich der Rheinsteig rechtsrheinisch zwischen Wiesbaden und Bonn von seiner naturellen Schokoladenseite.

Neben verschiedener Aussichtspunkte und den „Good Vibes“, die uns stets begleitet haben, verlief der Weg allmählich etwas fernab vom Rhein und wir bekamen ganz neue Einblicke in die ruhigen Seitentäler in Richtung Bad Salzig.

Abwechselnd über breite und schmalere Pfade führte unser Wanderweg entlang durch Tal und einiger Baumstämme, Überbleibsel vom letzten großen Sturm. Ja, durch Baumstämme und nicht über die holzigen Blockaden. Wenn man etwas Übermut zeigt und sich gewaltig in der Zwischenhöhe verschätzt, kann es schon einmal vorkommen, dass man zwischendrin etwas feststeckt. Da war wohl das Augenmaß größer als die eigentliche Körpergröße. 😉

Als wäre das nicht genug, bekam die Neugier große Schritte und die Wanderschuhe einen neuen schlammhaftigen Anstrich. An einigen Wegesrändern entstand durch die vergangenen Regentage schlammiger Boden unter dem Laub. Ohne es zu sehen und schnell darauf reagieren zu können, waren die Schuhe zweifarbig.
Ganz nach dem Zitat von Leonard Bernstein „Nur aus Enthusiasmus kann Neugierde entstehen, und nur wer neugierig ist, kann lernen.“ Vertraue keinem geheimnisvollen Tunnel fernab des Weges, auf dem es rutschig werden könnte.
Die Sonne schien immer wieder durch die Wälder des Hunsrück am Mittelrhein und verzauberte mit vielseitigen Eindrücken. Durch das Josefinental hinab näherten wir uns wieder kurzweilig Boppard. Anschließend ging es zum letzten, etwas steileren Anstieg. Abzweigend am Marienberger Park, hinauf zur Schutzhütte unterhalb des 191 m hohen Eisenbolzkopf.
„Nur noch eine Kurve“

„Nur noch eine Kurve“, ein typischer Satz unter Wandersleut’. Der Aufstieg schlängelte sich in Serpentinen den gefühlt endlosen Weg hoch. Oben angekommen und den weniger dramatischen Anstieg erblickten wir wieder den kunterbunten „Good Vibes“-Schriftzug in der Schutzhütte nebst der schönen Aussicht auf das Stadtbild von Boppard.

Eine kleine Stärkung und einige Dehnübungen während der Pause später, lief sich der letzte Abschnitt Richtung Bad Salzig mit kleinen wiederkehrenden Auf- und Abstiegen ziemlich angenehm und flüssig oberhalb des Marienberger Parks. Auf dem letzten Stück am Waldesrand kamen wir immer wieder an vielen Aussichtsspunkten vorbei, wie zum Beispiel dem „Burgenblick“.
Die „Feindlichen Brüder”
Von hier hat man eine wunderbare Sicht auf das gegenüberliegende Kamp-Bornhofen und deren zwei Burgen, genannt „Feindlichen Brüder“. Hoch oben ragen die Burg „Sterrenberg” und „Liebenstein” über die Stadt. Die deutsche Saga um das Burgengespann am Rhein entstand im späten 16. Jahrhundert und ist eher als „Feindliche Brüder” bekannt, statt unter ihren eigenständigen Namen. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts gehörte die Burg Sterrenberg dem kurtrierischen Bezirk an, aus diesem Grund wurden die Befestigungen der Burg stark verbessert zur jüngeren naheliegenden Burg Liebenstein. Beide Schildmauern führten zu einer besseren Verteidigung von Sterrenberg, ebenfalls ist die Burg Sterrenberg die älteste Burganlage im Welterbe Oberes Mittelrheintal. In den Wirren des 14. Jahrhunderts kam es auch zum andauernden Familienstreit der Familienzweige auf beiden Burgen, welcher die Grundlage zur Saga bildete. Es wird angenommen, dass eine bewaffnete Auseinandersetzung nie stattfand. Dafür handelt die deutsche Saga um die „Feindlichen Brüder“, wie auch in unserer Gegenwart, eher um Mut, Untreue und Vergebung.
Die letzten Kilometer nach Bad Salzig


Die letzten Kilometer lagen nun vor uns, allmählich ging es hinab Richtung Bad Salzig und man bekam wieder das Gefühl, dass dieser Weg sehr künstlerisch geprägt ist. Unterwegs begutachteten wir einige kleine Kunstwerke und jetzt zum Abschluss waren an mehreren Bäumen kreative Polaroid-Fotos verteilt. Da ist der eigenen Gedankenwelt keine Grenzen gesetzt nach so einem wundervollen und aussichtsreichen Tag in der Natur. Für diese Kombination aus zweierlei Wegen muss auf jeden Fall etwas mehr Zeit eingeplant werden, hält er doch viele Haltepunkte zum Staunen für uns bereit.
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